Anthropogene Landschaften

Mit unserer Produktion «Anthropogene Landschaften» möchten wir das ungleiche Verhältnis von Mensch und Natur unter die Lupe nehmen und mit Tanz, Klang- und Videokunst einen Raum erschaffen, welcher einlädt innezuhalten und über die eigene Beziehung zur Natur nachzuspüren.


Hintergrund:
Eine Landschaft ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels diverser Lebensformen. Eine anthropogene Landschaft ist eine primär durch menschliches Handeln entstandene Landschaft. Eine Vielzahl von anthropogenen Landschaften sind eine Folge des Kapitalismus und schaden zunehmend dem gesamten Ökosystem. Mit Ausnahme weniger Urwaldgebiete und unzugänglicher Gebiete wie Wüsten, Hochgebirge und Polargebiete sind heute nahezu alle Landschaften anthropogen beeinflusst. Dass wir Menschen den Planeten mitgestalten, ist ein Fakt. Daher stellt sich die Frage, wie und für welche Zwecke wir dies tun.

Künstlerische Forschung:
Mit unserer Arbeit möchten wir dazu forschen, wie wir Menschen mit Landschaften besser umgehen können und ein nachhaltiges Miteinander entstehen kann. Wir glauben, viele Menschen kümmern sich kaum um ihre Umwelt, weil sie keine Beziehung zu ihr pflegen (können). Wer z.B. in einer Stadt lebt, kommt scheinbar fast nie in Berührung mit Natur. Dabei umgibt sie uns immer. Egal wo wir gerade sind. Denn unser eigener Körper ist Natur. Dieses Bewusstsein möchten wir gerne fördern.

Fragestellung:
Doch wie kommen Menschen mit Natur in eine Beziehung? Sie scheint eine eigene Sprache zu sprechen, scheint langsamer zu funktionieren, unberechenbarer zu sein, als es uns vielleicht lieb ist. Wer ein Naturereignis wie z.B. ein Gewitter beobachten möchte, muss sich dafür Zeit nehmen und sich auf die Dramaturgie der Natur einlassen. Ein Gewitter kommt nicht 24/7 per Bestellung im Internet. Und wer zur Erholung für einen kurzen Spaziergang in den Wald geht, konsumiert diesen doch auch irgendwie auf komische Weise. Wir Menschen suchen immer nach einem direkten Nutzen. Dabei lassen wir nicht genügend Raum für die Bedürfnisse anderer Lebensformen. Braucht es also mehr von dieser für uns «nutzlosen» Natur? Wie sähen dann z.B. unsere Städte aus? Wie würde sich der eigene Körper anfühlen, wenn er öfters von «nutzloser» Natur umgeben wäre? Diese «nutzlose» Natur braucht Platz und Zeit und ungestörte Ruhe. Kämen wir vielleicht auch zu mehr Ruhe? Was für (politische) Entscheidungen würden wir mit diesem anderen Grundgefühl treffen? Wie würden wir uns als Gesellschaft organisieren? Was würde eine bewusstere Beziehung zur Natur mit uns anstellen? Wie sähe unsere Gegenwart aus und wie die Zukunft des Planeten Erde? Dies sind Fragen, welche wir uns während des Arbeitsprozesses stellen und hoffentlich auch beim Publikum aufkommen werden.


Moodskizze Bühnensituation (Performativer Raum)

Umsetzung:
Mit Tanz, Klang- und Videokunst erschaffen wir einen Raum, welcher mit den Sinnen spielt. In einer Konstruktion aus Baugerüsten sitzend, blickt das Publikum von oben auf die Performance, wie ein:e Astronaut:in auf den Planeten Erde.
Videoprojektionen versetzen die tanzenden Körper der Performerinnen in verschiedene Kontexte. Lassen diese zu Protonen und Neutronen in einem Atomkern, zu Einzeller unter dem Mikroskop, zu Tiere, Menschen, Landschaften werden. Das Auffangnetz überträgt die Bewegungen der Performerinnen auf das Publikum und lässt es spüren was es vielleicht nicht begreifen kann, während die Klänge und die Musik nicht nur die Tänzerinnen bewegen, sondern auch den Gemütszustand des Publikums bewegt. Wir wünschen uns, dass das Publikum verändert aus unserem «Performativen Raum» hinaus in die Welt tritt und in einer durch und durch von Menschen gestalteten Landschaft das Potential zur Veränderung erkennt. Dass es zumindest für den Nachhauseweg etwas langsamer geht, vielleicht einen nutzlosen Umweg wählt und nochmals ein wenig verweilt und über die eigene Beziehung zur Natur sinniert: „Was kann ich tun, dass ein nachhaltigeres Miteinander möglich ist?“



Credits


Anthropogene Landschaften entsteht in Koproduktion mit dem Südpol und feiert am 17.10.2024 Premiere.

Beteiligte: Anik Auer (Tanz), Sheila Lindauer (Tanz), Vanessa Wüst (Tanz), Benjamin Pogonatos (Musik), Kevin Graber (Video), Clara Gil (Dramaturgie), Sandy Albrecht (Choreografie), Noemi Hunkeler (Szenografie), Franca Manz (Kostüme)

Mit Unterstützung von: 
Selektive Förderung Kanton Luzern, Stadt Luzern/FUKA-Fonds, LuzernPlus, Strebi Stiftung und Migros-Kulturprozent

Mit Dank an:
Lawil Gerüste AG


Produktionsleitung: Kollektiv leerraum.offen
Fotos: Claude Hofer, Mirjam Steffen, Ruth Auf der Maur, A/L/P/W



Fotos


Eindrücke Residenzsharing im Südpol (LU) 27.02.-01.03.2023, Fotos: Claude Hofer




Eindrücke Residenzsharing im Südpol (LU) 27.02.-01.03.

Eindrücke Residenz im Südpol (LU) Mai 2024, Fotos: Mirjam Staffen


A/L/P/W

Sind vier Kunstschaffende aus den Bereichen Tanz und Klangkunst, welche bereits seit mehreren Jahren in verschiedenen Formationen in Luzern aber auch in anderen Kantonen tätig sind. Als gleichberechtigte Mitglieder des Kollektivs A/L/P/W arbeiten die vier mit Methoden der Improvisation, lassen Klang und Bewegung aufeinanderprallen, aneinander reiben, sich begegnen.


Anik Auer
Sheila Lindauer
Benjamin Pogonatos
Vanessa Wüst